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Mein Name ist Julia und ich bin ein Esser!

Liebes Tagebuch,

ich bin ein Esser!
Jetzt ist es raus! Puuuuh, was für eine Erleichterung.
Aber es kommt noch mehr. Halte dich fest!
Ich bin ein Abendesser!
Für mich ist die wichtigste Malzeit des Tages das Abendessen!
Und ich esse es nach 19 Uhr!
Manchmal sogar erst um 23 Uhr.
Weil das Abendessen der Abschluss meines Tages ist.
Habe ich meine Arbeit im heimischen Büro für den Tag erledigt, dann mache ich mir mein Abendessen.
Es wird schlimmer, ich sage es dir, denn ich esse dann Kohlenhydrate, massenhaft Kohlenhydrate.
Ich liebe Pasta. Ich liebe Käse und ich könnte beides täglich essen. Meistens tue ich das auch.
Ich nehme zu davon, das blieb mir natürlich nicht verborgen.
Seit ich nur noch Hundefotografin bin und hauptsächlich von Zuhause arbeite und Küche und Kühlschrank in greifbarere Nähe sind, esse ich mehr und öfter.
Ach was, an sich ist es nur ein Naschen den ganzen Tag über immer mal wieder bis es eben Zeit für meine liebste Malzeit des Tages ist. 
Ich mache das schon kontrolliert. Ich weiß, was ich esse und versuche dabei nicht maßlos zu sein. Aber und das ist das große ABER, ganz großes ABER, ich esse gerne.
Ich mag es, wenn mir etwas schmeckt. Und weil ich das beste immer für den Schluss aufhebe, esse ich auch immer auf. Und weil ich alt genug bin, selbst zu entscheiden, was ich esse, esse ich nur, was mir schmeckt und das ist meist eben nicht sonderlich gesund.
Ja gut, ich versuche gesund und ungesund schon zu verbinden, aber da ist eben immer eine Verbindung. Nur gesund kommt echt selten vor.
Ich bin ein Esser!
Und ich esse gerne.
Es ist Genuss für mich.
Wenn ich abends nach getaner Arbeit auf dem Sofa rumlümmele (Oli geht immer schon viel früher als ich ins Bett, weil er früh raus muss) mit meiner überbackenen Pasta, die ich direkt aus der Auflaufform esse und dabei Folgen einer neuen Lieblingsserie anschauen kann, dann geht es mir gut. Die Hunde liegen neben mir, um mich herum und pennen.
Das ist ein schöner Moment am Tag.
Ein Moment, der mich entspannt.
Essen ist gut zu mir, so ist es.
Aber wie schon geschrieben, ich nehme zu davon.
Meine Figur ist bei weitem nicht mehr die, die sie vor ein paar Jahren mal war. Ich bin nicht blind und ich bin nicht blöd. Ich weiß das und ich sehe das.
Und so stehe ich jeden Tag vor dem Spiegel und betrachte das Ganze.
Die Hose sitzt doof. Der BH hat echt blöde Cups. Das T-Shirt ist hinten zu kurz und fällt vorne komisch. Die Schuhe machen breit. Wie können Schuhe breit machen? Und ich beginne damit, an mir zu herumzumäkeln, zu meckern, zu bewerten, mich schlecht zu machen, an mir zu zweifeln, jede Pasta der letzten Wochen zu bereuen.
Aber weißt du was? Ich mäkel nicht um meinetwillen an mir darum, schließlich weiß ich ja, dass ich gerne esse und gerne ungesund esse und gerne spät esse und das nun mal dann eine logische Konsequenz ist, dass sich die Pasta in Form von dem ein oder anderen extra Kilo fest an mich gepresst hat.
Ich mäkel an mir herum, weil immer diese eine blöde Frage mitschwingt: WAS denken die ANDEREN? WAS sehen die ANDEREN? Ok, es sind 2 Fragen. Die sehen das extra Polster an der Hüfte, die sehen, dass meine Schuhe breit machen, dass der BH einschneidet, der Arsch wegen dem kurzen T-Shirt zu fett aussieht. Die sehen das.
Und es nervt mich und frustriert mich, dass mir das wichtig ist, wo ich sonst doch auch nicht sonderlich großen Wert auf die Meinung anderer lege. Im Gegenteil sogar. Wäre es mir wichtig, was andere über mich denken, wäre ich heute keine Hundefotografin. Zum Beispiel. Und es gibt viele Menschen, die froh sind, dass ich es geworden bin. Mich eingeschlossen.
Ich finde mich gut. Ich finde gut, was ich im Leben geleistet und gemeistert habe und jeden Tag leiste und meistere.
Wenn dazu eine leckere und deftige Malzeit gehört, dann zum Teufe ist das so.
Wenn ich deswegen die Jeans eine Größe größer kaufen muss, dann zum Teufel ist das so.
Wenn mein Arsch in dieser Jeans dann breit aussieht, dann zum Teufel ist das so.


Wusstest du, dass ich gerne schwimmen gehe? Nee? Ja woher auch.
Ich mache es seit Jahren nicht, weil ich mich nicht halb nackig zeigen will. Vor Fremden.
Nicht, weil ich unzufrieden bin mit mir, sondern weil andere irgendwas über mich denken könnten. Deswegen gehe ich seit Jahren nicht schwimmen, obwohl ich es mal so gerne gemacht habe.
Ich schränke mich und mein Leben ein, mache mich grundlos schlecht, weil Hinz und Kunz mir suggerieren wollen, und das jeden Tag, dass es nicht richtig ist, wie ich aussehe, wie ich esse, wie ich bin. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass sie das tun wollen.
In einer Instagram-Story einer Boutique hat sich vor ein paar Tagen eine schlanke und hübsche Verkäuferin in einem Rock und Pulli gezeigt, die neu angekommen waren und fragte: Kennt ihr das Gefühl, wenn man etwas trägt und sich so schön findet, dass man es gar nicht mehr ausziehen möchte? 
Ich verzog nur die Mundwinkel, überrascht von dieser Frage und sagte zu mir:
Neeeeiiiin, das kenne ich nicht! Angeberin!
Sie ist wirklich nett, ich war schon öfter in dem Laden und sie ist sicher auch keine Angeberin, aber mit dieser Frage fühlte ich mich persönlich auf den Schlips getreten. Wie kann es sein, dass ich dieses Gefühl nicht kenne? Es muss ein sehr schönes Gefühl sein!
Und ich verstand, um dieses Gefühl zu bekommen, muss ich mich nicht ändern. Ich muss meine Sicht ändern.
Ich finde mich gut. Ich mag mich. So wie ich bin. Dazu sollte ich nicht nur stehen können, sondern auch dürfen.
Mein Leben ist oft stressig, schwer, ich kämpfe mich an vielen Tagen einfach durch.
Mich dann noch beim Essen zu stressen, weil ich das nicht darf und das doof ist und das ungesund und…. dazu habe ich keinen Bock. Das ist es mir nicht wert.
Ich möchte mein Leben genießen können und dazu gehört auch Essen. Essen kann Genuss sein. Am Abend nach 19 Uhr. Als Tagesabschluss. Wenn es voller Kohlenhydrate ist.
Ich bin ein Esser! Und ich bin es gerne!

Was das jetzt mit Hunden zu tun hat?
Schließlich hat bei mir doch alles irgendwie mit Hunden zu tun.
Kann ich dir sagen!
Die interessiert es einen scheiß wie meine Jeans sitzt, ob der BH doof ist, mein Arsch fett aussieht. Die finden mich toll, wie ich bin, also hoffe ich, dass sie mich toll finden.
Es nervt sie, wenn ich morgens vor der ersten Gassirunde zu lange im Bad rummache, also lasse ich es und gehe mit Schlunzklamotten und Sorry-gerade-erst-aufgestanden-Gesicht durch die Nachbarschaft. Jo, andere sehen mich. Und… oh Wunder… da interessiert es mich nicht.
Mit meinen Hunden an meiner Seite interessiert es mich nicht. Mit ihnen an meiner Seite bin ich selbstbewusst. Sie werten mich auf. Weil sie so toll sind. Weil sie die besten sind. So sehe ich sie schließlich. Mit ihnen an meiner Seite gehe ich aufrechter, stolzer und schaffe es viel eher, zu mir zu stehen.
So, wie ich mit ihnen durchs Dorf spazieren gehe, würde ich niemals ohne sie einkaufen oder in die Stadt fahren. Oh Gott, nicht auszudenken! Was denken denn die Leute dann?!
Also habe ich einen Wunsch. Einen Wunsch an mich selbst:
Mich öfter aus der Sicht meiner Hunde zu sehen.
Ich bin ein gutes Frauchen, das jeden Tag Tolles leistet, sich immer um ihre Lieben sorgt, zurücksteckt, wenn es sein muss und ein herzensguter Mensch ist. Vom Herzen ein guter Mensch. Das ist wichtig. Der Rest ist nebensächlich.
Ein toller Wunsch, dessen Umsetzung hart wird, weiß ich jetzt schon.
Vor dem Spiegel zu stehen und das ganze ABER auszublenden ist sau schwer.
Unterwegs zu sein und nicht daran zu denken, wie mein Arsch gerade von hinten aussieht, ist sau schwer.
Ich bin ein Mensch. Ich lasse mich gerne beeinflussen. Leider mehr durch andere, als durch mich selbst.
Aber einen Wunsch kann ich ja mal äußern. Vielleicht ist das der erste Schritt zu mehr Selbstakzeptanz und Selbstzufriedenheit. Das wäre es doch.

Mein Name ist Lizbeth und ich bin eine Esser!

Ach, gestern ist übrigens der Badeanzug gekommen, den ich bestellt habe. Ich werde jetzt auch Schwimmer. 😜

Bis bald, liebes Tagebuch!

Deine Julia

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