Emmys Krebs-Diagnose

4. Januar – Welt-Krebs-Tag

Dieses Bild ist ein paar Stunden nach dem Telefonat entstanden, bei dem mir mein Tierarzt mitteilte, dass Emmy Krebs hat.
Ich weiß es noch als sei es gestern gewesen.
Ich saß im Auto mit Emmy und Luke. Wir waren auf dem Weg nach Saarluis zu Silke Brünnet Fotografie. Ich hatte ein Shooting von uns drei bei ihr gebucht. Oli war zu dem Zeitpunkt in Amerika.
Der Anruf kam, wir waren gerade auf der A48, nur ca. 20 km von Zuhause und noch weit von unserem Ziel entfernt.
Ich ging ran. Ich verstand nicht wirklich etwas, die Verbindung war schlecht, aber was ich verstand war das, was ich verstehen musste: Dein Hund hat Krebs. Emmy hat Krebs. Mein Hund hat Krebs. Krebs.
Ich hielt am nächsten Parkplatz und verlor jegliche Fassung, ich weinte und schrie und wusste nicht, was ich tun oder denken soll, ich schickte Oli verzweifelte WhatsApp-Nachrichten, weil ich ihn nicht erreichen konnte.
Für mich brach auf diesem Parkplatz eine Welt zusammen, meine kleine, heile, über alles geliebte Welt.
Es war der 16. März 2016 um 10:30 Uhr.

Ich sprach auch mit Silke, denn mein erster Gedanke war, das Shooting abzusagen, heim zu fahren.
Aber was würde ich da tun? Oli war ja nicht da und ich wäre alleine mit dieser tonnenschweren Angst. Alleine mit dem bis dahin unbekannten Thema „Krebs“. Ich wusste, sobald ich unser Zuhause betreten würde, würde ich in ein tiefes, dunkles Loch stürzen.
Also fuhren wir weiter. Wir fuhren zu Silke und wir machten unser Shooting. Es war die beste Ablenkung in diesem Moment. Es war ein bisschen Konfetti an einem dunklen Tag.

Wir leben nun seit Jahren mit Krebs in unserem Haus, mit Krebs in meiner Familie. Seit Jahren kämpfen wir. Seit Jahren hat sich meine Sicht auf das Leben mit meinen Hunden, auf das Leben mit meinen Lieben, auf mein Leben verändert.
So schwer die Tage seit dem auch manchmal sind, seien es die OPs, die Untersuchungen, die Heilungsprozesse, die Ängste und Sorgen, so hatten und haben wir noch viel mehr schöne und gute Tage, die ich nun so viel mehr zu schätzen weiß.
So sehe ich den 16. März 2016 auch als eine Art Geschenk.
Bis zu diesem Tag gab es bei mir immer Platz für ein „später“, für ein „morgen“, für ein „irgendwann“. Bis zu diesem Tag war das Leben mit meinen Hunden, mit meinen Lieben, mit mir irgendwie selbstverständlich. „Wir sind alle noch jung, wir haben Zeit!“ Viel Zeit für später, für morgen, für irgendwann.
Zu wissen, dass mein Hund sehr krank ist, hat alles verändert.
Ich reduzierte Stück für Stück meine Arbeit, weil sie mir zu viel Zeit stahl, ich war wieder mehr Zuhause, achtete wieder mehr auf mich, beschäftigte mich viel damit, was ich meinen Hunden und ihrer Gesundheit Gutes tun kann und wollte einfach nur da sein für Emmy und Luke. Irgendwann kam Patch dazu und dann Nico.
Heute dreht sich fast mein ganzes Leben um sie und ich sehe die Zeit mit ihnen als unglaublich kostbar und wertvoll. Das Leben mit ihnen. Das Leben an sich.

Ich weiß nicht, ob der Krebs irgendwann der Grund sein wird, dass meine Hunde gehen müssen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß. Fast jeder Hund, den ich durch meinen Beruf kennenlernte und der gestorben ist, ist aufgrund von Krebs gestorben. Es ist beängstigend. 
Aber solange bis dieser Tag kommen wird, werde ich ihm nicht mehr Raum geben, als nötig ist und wir werden jeden Tag, jeden gemeinsamen Moment genießen.
Der Krebs hat uns unsere Unbeschwertheit ein Stückweit genommen und dafür die Lust am Leben neu entfacht.
Und so eine Lust am Leben lässt einen so manchen Kampf gewinnen. Bisher schlagen wir uns gut, bisher schlägt Emmy sich gut. 
Und so schaue ich nicht mit Traurigkeit auf dieses Bild, dass an einem so dunklen Tag entstanden ist, sondern ich sehe all das Konfetti, das an diesem Tag gepustet wurde und noch heute unsere Herzen erfüllt.
Es erinnert mich daran, die Traurigkeit nicht in den Fokus zu rücken und die Angst und die Sorgen, sondern die vielen kostbaren, schönen Momente, die so, so wertvoll sind. 
Es erinnert mich daran, BEWUSST zu leben. Und die Zeit mit unseren Lieben bewusst zu erleben, ist auch für sie ein sehr kostbares Geschenk.

Ich denke heute an all die, die jemanden durch Krebs verloren haben, die jetzt gerade gegen ihn kämpfen, für andere oder auch für sich selbst.
Die sich ebenso wie ich an diesen dunklen Tag erinnern können, der alles verändert hat.

„Dear Krebs,
thank you for making me stop
and listen and remember
what’s truly important.
You can go now!“
(Verfasser unbekannt)

#fuckcancer

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