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Auriu

Ich weiß nicht, wie viele Regenbogenshootings ich in den letzten 9 Jahren hatte. Es waren dutzende.

Jedes von ihnen war eine sehr besondere Begegnung mit einem Lieblingshund und seinem Lieblingsmensch oder seinen Lieblingsmenschen.

Heute hatte ich wieder ein Regenbogenshooting und obwohl ich bereits so viele gemacht habe in den letzten Jahren, hat mich dieses heute emotional ganz besonders „gefordert“.

Oft sieht man Regenbogenhunden nicht an, wie schwer sie erkrankt sind, welch schlimme Diagnose sie erhalten haben. Oft verläuft der Weg Richtung Regenbogenbrücke schleichend in ganz kleinen Schritten. Von „Vielleicht haben wir noch ein paar Tage.“ bis „Vielleicht haben wir noch ein paar Monate.“ ist bei den meisten Regenbogenshootings alles möglich.

Heute war es anders.

Der Krebs hat sich mir heute auf eine ganz abscheuliche Weise gezeigt. Nicht abscheulich, weil der Regenbogenhund dadurch abscheulich aussehen würde, sondern abscheulich, weil er in ganz kurzer Zeit so viel angerichtet hat, sich von Beginn an so platziert hat, das man nie eine echte Chance hatte, gegen ihn anzukämpfen.

Abscheulich, weil er einen noch viel zu jungen Hund in die Knie zwingt, auch wenn der noch immer nicht aufgeben möchte und diesem abscheulichen Krebs noch immer die Stirn bietet.

Abscheulich, weil er jedem deutlich zeigt, wie viel Macht er hat, wie viel er bereits angerichtet hat.

Abscheulich, weil er jedem sofort klar macht, dass er nicht davor zurückschreckt, immer weiteren und größeren Schaden anzurichten.

Abscheulich, weil er jemanden dazu zwingen wird, sich bald von seinem Seelenhund zu verabschieden.

Auriu ist sehr vom Krebs gezeichnet. Angefangen im Kiefer hat er sich innerhalb der letzten Monate über die rechts Gesichtshälfte ausgebreitet und Auriu mittlerweile auch sein rechtes Auge genommen.

Ich wusste nicht, wie Auriu aussieht, bevor ich ihn heute kennengelernt habe und ich hatte damit zu kämpfen. Ganz ehrlich, ich hatte damit zu kämpfen.

Ich bin es nicht gewohnt, dass sich eine Krankheit in solch schlimmen Dimensionen zeigt.

Wenn man die Krankheit eines Hundes nicht direkt ansieht, fällt es mir bei einem Regenbogenshooting leichter, es nicht so an mich heranzulassen, dass der Regenbogenhund bald über die Regenbogenbrücke gehen könnte. Ich kann mit den Besitzern gemeinsam hoffen, dass es doch noch ein paar gute Wochen oder Monate sein werden und nicht nur ein paar gute Tage.

Aber heute war es anders. Heute konnte ich nicht anders, als es an mich heranzulassen. Mich während des Shootings schon damit auseinanderzusetzen, dass dieser tolle Hund bald gehen muss, dass das Frauchen, das vor mir sitzt, ihn im Arm hält und mit mir über seine Eigenarten lacht, bald einen schweren, traurigen Weg gehen wird, der ihr das Herz brechen wird.

Ich konnte das heute nicht nicht an mich heranlassen. Dennoch so zu tun, als gäbe es für mich diese Abgrenzung, dennoch professionell zu bleiben, dennoch bei mir und im Hier und Jetzt zu bleiben, hat mich heute sehr viel Kraft gekostet.

Emotional gesehen war es vermutlich das schwerste Shooting, das ich je hatte.

Und eigentlich wollte ich euch das gar nicht erzählen.

Ich will immer die lustige, taffe Fotografin sein, die jede Situation zu meistern weiß, die stark genug ist, für alles, was sie fordern könnte. Aber heute war ich nicht stark genug, auch wenn das Frauchen das sicher nicht bemerkt hat. Es war mir ganz wichtig, dass sie es nicht merkt.

Gerade bei Regenbogenshootings möchte ich ein Fels sein. Der Halt gibt, Sicherheit, egal wie sehr das Meer um meine Kunden herumtobt und wütet.

Das war ich auch heute, aber heute habe ich das tobende und wütende Meer selbst gespürt.

Und dieses Meer werde ich noch ein bisschen in mir tragen.

Es wird mich die nächste Zeit, mehr als sonst, daran erinnern, wie wertvoll eine unbeschwerte Zeit mit meinen Lieblingshunden ist und wie dankbar ich für jeden unbeschwerten Moment sein MUSS.

Solch eine Erinnerung ist ein Geschenk, geht das Wissen um diese kostbare Zeit im Alltag doch viel zu oft verloren.

Auch, wenn mich dieses Shooting heute emotional so gefordert hat, bin ich doch unglaublich dankbar, dass ich es machen durfte, dass ich Auriu und seine Frauchen kennenlernen durfte.

Er hat mich über vieles nachdenken lassen und wird mich noch eine ganz lange Zeit begleiten.

Viele Hunde lehren mich, wie ich eine gute Hundefotografin sein kann.

Manche Hunde lehren mich, eine bessere Hundemama zu sein.

Vereinzelte Hunde lehren mich, was im Leben wirklich zählt und machen mich am Ende zu einem glücklicheren Menschen. Hunde, wie Auriu.

Aurius Frauchen hat sich auch Bilder von ihm gewünscht, auf denen man diesen abscheulichen Krebs nicht so sieht. Ich wusste erst nicht genau, wie ich das umsetzen kann, da der Krebs sich so deutlich an der rechten Schnauze und am rechten Auge zeigt. Als Auriu dann in diesem Körbchen lag, umgeben von Trockenblumen, wusste ich wie…

Ich zeige den abscheulichen Krebs hier also ganz bewusst nicht.

Diese Macht wollte und will ich ihm nicht geben.

Stattdessen Auriu, ohne Krebs, lächelnd, so wie sein Frauchen sich für immer an ihn erinnern wird.

Und ich mich auch. ❤️

Auriu ❤️

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